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Festlicher Auftakt am Bodensee – Die Bregenzer Festspiele 2025 sind eröffnet

Gruppenfoto der Eröffnung der Bregenzer Festspiele

Written by Thomas Pail-Sterzenbach

Juli 19, 2025

Von einem Sommer, der Träume weckt, einer neuen Ära, die beginnt – und Gedanken, die uns in die Zukunft führen.

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Wo Kunst und Begegnung aufeinandertreffen

Auch in diesem Jahr, vergangenen Mittwoch den 16. Juli, hatte ich wieder das große Vergnügen, der feierlichen Eröffnung der Bregenzer Festspiele beizuwohnen – einem Fixpunkt im Kulturkalender, der weit über die Grenzen Österreichs hinausstrahlt. Es ist jedes Mal ein bisschen wie Heimkommen: Diese einzigartige Kulisse zwischen Bodensee und Bergen, das hochkarätige Publikum, die Musik, die Luft durchdringt – und die Atmosphäre, die knistert vor Spannung, Eleganz und Erwartung.

Die 79. Festspiele standen ganz im Zeichen des Aufbruchs. Es war die erste Eröffnung unter der künstlerischen Leitung von Lilli Paasikivi, die nicht nur mit leuchtend gelber Robe, sondern auch mit Charme, Klarheit und Esprit als Conférencière durch den Festakt führte. Ihre Bühnenpräsenz und Natürlichkeit machen sie schon jetzt zu einer echten Bereicherung für das Festival – man spürt: Diese Frau weiß, was sie will, liebt, was sie tut und lebt für die Kunst.

„Alle Veränderungen beginnen mit einem ersten Tag“, sagte Festivalpräsident Hans-Peter Metzler in seiner Begrüßungsrede. Und dieser Tag war einer, der vieles versprach.

© Thomas Pail-Sterzenbach
© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Reden, die bleiben – Gedanken zur Demokratie, zur Kunst, zur Zukunft Europas
Hans-Peter Metzler: Kunst als Haltung und Auftrag

Hans-Peter Metzler, der Präsident der Bregenzer Festspiele, erinnerte daran, dass dieses Festival nie Selbstzweck war, sondern stets auch Ausdruck einer bürgerlichen Vision – gewachsen aus dem Geist des Miteinanders. Seine Worte waren ein eindringliches Plädoyer für die gesellschaftliche Relevanz von Kunst: „Kunst ist nicht nur schön. Sie kann Haltung zeigen. Sie kann Grenzen öffnen, Menschen verbinden und Hoffnung stiften.“

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Andreas Babler: Ein Aufruf zur sozialen Empathie

Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler nutzte seine Rede für einen tiefgehenden, fast philosophischen Blick auf den Zustand unserer Demokratie. Er beschwor nicht nur den Schutz liberaler Werte, sondern betonte die Notwendigkeit, auch die soziale Demokratie zu stärken – damit Menschen wieder daran glauben können, dass der Erfolg des Landes auch ihr eigener ist.

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Alexander Van der Bellen: Zuversicht durch Klarheit

Bundespräsident Alexander Van der Bellen, längst ein regelmäßiger und gern gesehener Gastredner bei den Festspielen, führte das Publikum mit gewohnter Souveränität, einem Schuss Selbstironie und feiner Beobachtungsgabe durch eine Welt voller „interessanter Zeiten“. Seine Rede war ein Aufruf zur Wachsamkeit – aber auch zur Zuversicht.

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Musik, die bewegt – das musikalische Programm der Eröffnung

Der Festakt war nicht nur ein intellektuelles Ereignis, sondern vor allem ein künstlerisches Fest. Es war ein kunstvoll komponiertes Programm, das musikalisch in Auszügen durch das umfangreiche Festspielprogramm führte – und Lust auf mehr machte.

Ein besonders spannender Moment war die Aufführung von Marcus Nigschs Werk ‚Beyond‘ – ein groß angelegtes Orchesterstück, das mit seinen Klangfarben und dem Wechselspiel zwischen meditativer Ruhe und eruptiver Dynamik das Publikum sofort in seinen Bann zog. Unter der Leitung des finnischen Dirigenten Hannu Lintu zeigten die Wiener Symphoniker hier einmal mehr ihre beeindruckende Wandlungsfähigkeit.

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Emotional wurde es mit der Arie der Agathe aus Carl Maria von Webers ‚Der Freischütz‘, gesungen von der wunderbaren Irina Simmes. Ihre Interpretation war geprägt von lyrischer Eleganz und tiefem Ausdruck – ein erster musikalischer Hinweis auf die Wiederaufnahme des Seespektakels, die am nächsten Abend folgen sollte. Begleitet wurde sie ebenfalls von den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Patrik Ringborg, der das Orchester sensibel und mit viel Feingefühl führte.

Leichtfüßig und voller Witz ging es weiter mit dem Sextett aus dem zweiten Akt von Rossinis ‚La Cenerentola‘. Die jungen Solist:innen Josef Jeongmeen Ahn, Ferhat Baday, Lobel Barun, Aaron Godfrey-Mayes, Anja Mittermüller, Aitana Sanz und Jingjing Xu begeisterten mit präzisem Ensemblespiel und stimmlicher Frische. Unter der musikalischen Leitung von Kaapo Ijas wurde das Rossini-Stück zu einem lebendigen Feuerwerk aus Klang und Komik.

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis
© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Den dramaturgischen Höhepunkt bildete ein Auszug aus George Enescus monumentaler Oper ‚Œdipe‘. Die Szene – das Finale des zweiten Akts – wurde von einem herausragenden Ensemble getragen: Tuomas Pursio in der Titelrolle verlieh dem tragischen Helden Würde und Tiefe, während Nika Guliashvili als Le Veilleur mit sonorer Stimme das gesungene Schicksal beschwor. Der Prager Philharmonische Chor verlieh dem Moment kollektive Wucht und Klanggewalt. Auch hier leitete Hannu Lintu mit sicherer Hand – ein Ausblick auf den Opernabend, der folgen sollte.

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Der musikalische Bogen war weit gespannt, doch er blieb stets stimmig und überzeugte nicht nur durch Virtuosität, sondern durch ein spürbares emotionales Narrativ. Lilli Paasikivi führte charmant und sicher als Conférencière durch das Programm, das musikalisch einen würdigen Auftakt für diesen Festspielsommer markierte.

© Bregenzer Festspiele / Lisa Mathis

Ein Ort der Begegnung, der Kunst – und des Ankommens

Ich kann es nicht anders sagen: Die Bregenzer Festspiele sind für mich jedes Jahr ein Geschenk. Es ist dieser unvergleichliche Mix aus Weltklassekunst, inspirierenden Gesprächen, landschaftlicher Schönheit und einem Organisationsteam, das mit einer Mischung aus Präzision und Herzlichkeit Maßstäbe setzt.

Der Austausch mit Künstler:innen, Kolleg:innen, Politiker:innen und Kulturliebhabern macht diese Tage besonders – genauso wie das Eintauchen in die fantastische Welt des Theaters am See. Die Bregenzer Festspiele gehören ohne Zweifel zu den schönsten ihrer Art – nicht zuletzt wegen der Magie des Ortes selbst.


Karten sichern – der Sommer ist noch jung!

Wer jetzt Lust bekommen hat – und das ist nur allzu verständlich –, sollte sich beeilen: 85 Prozent der rund 220.500 aufgelegten Tickets waren bereits zum Festspielstart gebucht. Für die 27 Aufführungen von „Der Freischütz“ – dem beliebten Spiel auf dem See – sind rund 192.000 Karten in den Verkauf gegangen. Und es lohnt sich, schnell zu sein!

Denn nicht nur das Seespektakel ist ein Highlight: Zwei Uraufführungen – das Musiktheater *Emily – No Prisoner Be* und das Schauspiel *bumm tschak oder letzte henker* – sowie zwei österreichische Erstaufführungen (*Borrowed Light* und *Study for Life*) versprechen künstlerische Entdeckungen von hoher Qualität und Originalität.

Hier gehts zu den TICKETS.

Sollte man heuer kein Ticket mehr ergattern – nicht verzagen: Ein Besuch lohnt sich jedes Jahr. Und manchmal beginnt das schönste Erlebnis mit dem Vorsatz, nächstes Mal dabei zu sein.

Mein großer Dank gilt dem Festspielteam, dass ich jedes Jahr Teil dieser wundervollen Eröffnung sein darf, für die Gastfreundschaft, Professionalität und Leidenschaft. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr.

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